Hyperhidrose - Übermäßiges Schwitzen

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Hyperhidrose und Erythrophobie


- Überreaktionen des sympathischen Nervensystems -



Hyperhidrose - Übermäßiges Schwitzen


Definitionen

HYPERHIDROSE = übermäßige Absonderung von Schweiß durch die ekkrinen Schweißdrüsen.

In der medizinischen Wissenschaft wird der Begriff "Hyperhidrose" verwendet, wenn die Schweißsekretion der ekkrinen Schweißdrüsen mehr als 100 mg Schweiß pro cm2 und Minute beträgt. In der klinischen Praxis ist jedoch die Definition eher subjektiv und bedeutet eine im Verhältnis zum eigentlichen Bedarf übertriebene Schweißbildung, welche Beschwerden verursacht bzw. zu einer Reihe von Schwierigkeiten im täglichen Leben führt. Viel schwitzen bei hohen Temperaturen bedeutet nicht, dass man unter Hyperhidrose leidet, wenn dies auch manchmal unangenehm sein kann. Bei der Hyperhidrose handelte es sich demnach immer um eine deutlich über den körpereigenen physiologischen Bedarf der Temperaturregulierung hinausgehende Schweißabsonderung. Der Schweiß wird in derart hohen Mengen pro Zeiteinheit ausgeschüttet, dass er nicht schnell genug verdunsten kann und einen Nässefilm an der Hautoberfläche bildet.

Die Aktivität der Schweißdrüsen ist nicht konstant, sondern variiert im Tagesverlauf: sie erreicht i.d.R. ihr niedrigstes Niveau während der Nachtzeit und gipfelt bei körperlicher Belastung, psychischer oder psychophysischer Stress, Hitze, usw.

Neben anderen Faktoren ist für den Feuchtezustand der Haut besonders der Grad an Verdunstung mitbestimmend, der bei hoher Umgebungsfeuchtigkeit (feuchtheiße Klimabedingugen, dichte Kleidung, geschlossenes Schuhwerk) stark reduziert wird.

BROMHIDROSE = Schweiß mit unangenehmen Geruch.

Bromhidrose wird oft mit Hyperhidrose assoziiert, aber übermäßiges Schwitzen verursacht nicht unbedingt unangenehmen Geruch. Im Gegenteil: der Schweiß, der zwecks Kühlung des Körpers von den ekkrinen Schweißdrüsen ausgeschüttet wird, ist beim Austritt aus den Schweißdrüsen eine geruchlose Flüssigkeit, zum Großteil aus Wasser bestehend, in dem neben Salzen kaum organische Substanzen gelöst sind.

Der Geruch wird hingegen durch organische Stoffe bedingt, welche durch Mikroorganismen, die die Hautoberfläche sowie Socken und Schuhwerk kolonisieren, gespalten werden. Die durch diese chemischen Prozesse entstehenden kleineren, leicht flüchtigen Moleküle, in der Regel Derivate der Buttersäure sowie verwandte organische Säuren, werden im Schweiß gelöst und verbreiten bei Verdunstung den typischen Geruch verschwitzter Achselhöhlen oder Füße. Manche Geruchsstoffe sind Bestandteile des Sekrets der apokrinen Schweißdrüsen, welche vorwiegend in den Achselhöhlen und im Genitalbereich vorkommen. Der Schweiß selbst trägt zur Schaffung eines für die Vermehrung und das Wachstum der Mikroorganismen günstigen feuchten Milieus bei und wirkt als Lösungsmittel für die durch den Spaltungsprozess entstehenden übelriechenden Substanzen. Zudem kann von Textilien oder Lederwaren auch dann ein unangenehmer Geruch ausgehen, wenn die dort bereits vorhandenen organischen Substanzen auch in Abwesenheit von Bakterien und Pilzen im Schweiß gelöst werden und verdunsten.

Einteilung und Ursachen

Ursachen
  • primär = essentiell = idiopathisch (unbekannte Ursache)
  • sekundär (bekannte Ursachen)
Lokalisation
  • palmar (Hände)
  • axillär (Achselhöhlen)
  • plantar (Füße)
  • faziell (Gesicht)
  • trunkal (Rumpf)
  • andere fokale Formen
  • diffus

1. Hyperhidrose als Symptom einer Krankheit (sekundäre Hyperhidrose)

Bei einige Krankheitsbildern ist übermäßige Schweißsekretion ein Teilsymptom; im allgemeinen betrifft die Hyperhidrose dabei den ganzen Körper:
* Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) oder ähliche, seltenere Krankheiten des Hormonhaushalts
* Hormonbehandlung eines Prostatakrebses oder anderer bösartiger Erkrankungen
* Schwere psychiatrische Leiden
* Fettsucht
* Hitzewallungen im Klimakterium

2. Hyperhidrose ohne bekannte Ursachen (=primäre oder essentielle Hyperhidrose)


Diese Form der Hyperhidrose kommt häufiger vor als die sekundäre. HypothalamusEs handelt sich dabei, ähnlich wie bei der häufigsten Form des Bluthochdrucks, um die Folge eines nicht optimal eingestellten Regulationsmechanismus in jenen Zentren des sympathischen Nervensystems, die für Körpertemperatur bzw. Hautfeuchte zuständig sind. Dieser körpereigene Thermostat befindet sich im Hirnstamm, und zwar im sog. Hypothalamus. Thermostat Die Ursachen für diesen "Programmierfehler" sind in der Regel genetisch bedingt, zumindest die Veranlagung zur Entwicklung einer Hyperhidrose.

Sie beginnt im allgemeinen in der Pubertät und hält das ganze Leben lang an. Nervosität und Aufregung können sind oft auslösende Faktoren, ohne daß dabei eine psychische Störung vorliegt. Im Falle von Patienten mit psychiatrischen Leiden kann jedoch, bei gleichzeitigem Vorliegen einer Hyperhidrose, dieses Symptom die psychische Instabilität zusätzlich verschlimmern.

Erscheinungsbilder der primären fokalen Hyperhidrose

Man hat erhoben, dass knapp 3% der Bevölkerung an verstärktem Schwitzen leidet.

Palmare Hyperhidrose (Handschweiß)

Übermäßiger Handschweiß kommt nicht selten familiär vor und ist in der Regel mit Fußschweiß kombiniert (palmoplantare Hyperhidrose). Die Intensität variiert je nach Schweregrad von unangenehmer Feuchtigkeit bis zum profusen Abtropfen. Schwere Formen betreffen ungefähr 0.2% der Bevölkerung (oder ca 1/10 der von der Hyperhidrose Betroffenen). Es handelt sich häufig um eine sehr unangenehme Form der Hyperhidrose, da durch die nasskalten Hände viele Tätigkeiten im sozialen und beruflichen Alltag mit Schwierigkeiten verbunden bzw. überhaupt nicht ausführbar sind.

Axilläre Hyperhidrose (Schwitzen in den Achselhöhlen)

Es ist die häufigste Form der Hyperhidrose und betrifft etwa 8 von 10 Personen, welche unter Hyperhidrose leiden, also über 2% der Bevölkerung. Hauptproblem sind die Bildung großer nasser Flecken oder sogar ringförmiger Salzablagerungen in der Kleidung, welche der Betroffene im sozialen Umgang als peinlich empfindet und daher möglichst zu verbergen trachtet. Bei Personen mit palmarer Hyperhidrose kommt die axilläre Variante oft als Begleiterscheinung vor, die Achselhöhlen werden in einem solchen Zusammenhang allerdings meist als das kleinere Problem empfunden.

Kraniofaziale (oder fazielle) Hyperhidrose - Gesichtsschweiß

Schweißausbrüche an der Stirn oder im ganzen Gesicht können für den Betroffenen sehr unangenehm werden, und zwar aufgrund der Tatsache dass dieser Zustand oft als Nervosität und Unsicherheit gedeutet wird.

Plantare Hyperhidrose (Fußschweiß)

Fußschweiß ist sehr häufig, bei den allermeisten Personen jedoch tritt dieses Phänomen bei Verwendung gut belüfteten Schuhwerks nur mäßig in Erscheinung. Als Hyperhidrose sollte man daher nur diejenigen Formen bezeichnen, wo der Schweiß auch ohne Fußbekleidung stark ausgeprägt ist oder die Schuhe binnen kurzer Zeit durch die Schweißmenge durchnäßt oder gar zerstört werden.

Seltenere Formen der fokalen Hyperhidrose

Weniger häufig zeigt sich außerordentlich starke Schweißbildung an Teilen oder dem gesamten Rumpf (Rücken, Brust, Bauch), in der Leistengegend, am Gesäß oder an anderen umschriebenen Stellen am ganzen Körper.

Kompensatorische Hyperhidrose

Diese Form der Hyperhidrose betrifft einen Teil jener Patienten, die sich einer Operation am sympathischen Nervensystem gegen Hand- oder Gesichtsschweiß unterzogen haben. Eine leichte bis mäßige Steigerung der Schweißbildng ist nach derartigen Eingriffen relativ häufig, schwerere Formen betreffen eine Minderheit operierter Patienten, wobei Anzahl von Betroffenen und Schweregrad der Schweißausbrüche in erster Linie von der Operationstechnik bzw. -methode abhängt, in zweiter Hand von individuellen Faktoren.

Gemeinsame Merkmale:

  • Häufig kommt es zu einer Kombination der genannten Formen von Hyperhidrose.
  • Die Hyperhidrose kann in Form von Schweißausbrüchen plötzlich auftreten oder mehr als kontinuierliche Schweißabsonderung.
  • Hohe Außentemperaturen oder emotionaler Stress können als auslösende Faktoren wirken, mitunter ist keine besondere Ursache feststellbar.
  • In der warmen Jahreszeit verschlimmert sich der Zustand in der Regel, im Winter kommt es häufig zu einer Besserung.

Behandlung

Bei sekundärer Hyperhidrose sollte die zugrunde liegende Erkrankung zuerst behandelt werden. Bei Hormonmangel kann beisprielsweise Substitutionsbehandlung Abhilfe schaffen (postmenopausale Schweißausbrüche) oder, im Falle von männlichen Patienten unter Hormontherapie für Prostatakrebs (LHRH), die Gabe von Antiöstrogenen (Ciproteronacetat).

Bei primärer Hyperhidrose oder zur symptomatischen Behandlung schwerer Formen von sekundärer Hyperhidrose werden auf den folgenden Seiten die entsprechenden Behandlungsmöglichkeiten erörtert.